Das Centre for the Classical Tradition lädt alle Interessierten herzlich zum fünften Atelier Antikerezeption ein. Lukas Reddemann (Universität Münster) spricht am Donnerstag, 25.04.2024 um 16 Uhr c.t. über »Verbotene Liebe. Zur Verortung der Remedia-Rezeption (12.–16. Jh.) in der history of emotions«. Die Präsentation findet im Seminarraum 11 (Rabinstraße 8) statt.
Zu den wichtigsten Zeugen der von Ludwig Traube postulierten aetas Ovidiana im 12. und 13. Jahrhundert gehören die hochmittelalterlichen sog. Pseudo-Ovidiana, also lateinische Gedichte, die Gegenstände und Formen der Werke Ovids übernehmen. Besonders häufig finden sich Schriften in Anlehnung an die Ars amatoria und die Remedia amoris, so etwa der Facetus moribus et vita (12. Jh.) Während solche Texte vor allem als Belege der breiten mittelalterlichen Ovidrezeption Eingang in die literaturwissenschaftliche Forschung gefunden haben, sind sie vonseiten des interdisziplinär angelegten Forschungsfelds der Emotionsgeschichte (history of emotions) noch weitgehend unberücksichtigt geblieben. Ähnliches gilt für humanistische Entwürfe der Remedia, etwa die Dialoge De remedio amoris Enea Silvio Piccolominis oder Johannes Trösters. Dies ist insofern bemerkenswert, als gerade die Remedia-Tradition sich konkret den Bedingungen menschlichen Handelns – sei es kognitiv, sozial, physisch – angesichts ungewollter Emotionen zuwendet. Anhand ausgewählter Beispiele geht der Vortrag der Frage nach, welche Konzepte von Gefühlen Texten zugrunde liegen, die entsprechende »Heilmittel« empfehlen, und wie diese Perspektive in das Feld der history of emotions integriert werden kann.